Johannes die Frau
Johannes, englischer Abstammung, wurde in Maguntiacum (Mainz) geboren und soll durch böse Kunst zum Papst gelangt sein; Weil sie sich wie ein Mann verkleidete, während sie eine Frau war, ging sie in jungen Jahren mit ihrem Geliebten, einem gelehrten Mann, nach Athen und machte bei den dortigen Professoren so große Lernfortschritte, dass sie, als sie nach Rom kam, nur wenige traf, die dazu in der Lage waren gleich, geschweige denn über sie hinausgehen, selbst in der Kenntnis der heiligen Schriften; und durch ihre gelehrten und genialen Lesungen und Disputationen erlangte sie so großen Respekt und Autorität, dass sie nach dem Tod von Papst Leo IV. (wie Martin sagt) einvernehmlich in seinem Zimmer zum Papst gew¨hlt wurde. Als sie zur Laterankirche zwischen dem Theater Collosseum (so genannt nach Neros Koloss) und der St. Clemens-Kirche ging, wurde sie von Wehen überwältigt, und sie starb an diesem Ort, nachdem sie zwei Jahre, einen Monat und vier Tage dort gesessen hatte, und wurde dort ohne Prunk begraben. Diese Geschichte wird vulgär erzählt, aber von sehr unsicheren und unbekannten Autoren, und deshalb habe ich sie kaum und kurz erzählt, damit ich nicht hartnäckig und aufdringlich wirke, wenn ich zugegeben hätte, was so allgemein geredet wird. Ich täusche mich besser mit dem Rest der Welt, auch wenn das, was ich erzählt habe, mit Sicherheit nicht für völlig unglaubwürdig gehalten wird. |
Platina, Bartolomeo, Maffei, Raffaelo: In hoc volumine hec continentur. Platyne de vitis maxi. ponti. historia periocunda [...], sh. 62r |