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Aventinus, Johannes (i.e. Turmair, Johann Georg):
Wie die Truckerey erfunden ist worden.

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Text

Eben auch obgenanntes jars [1450] ist erfunden worden die Truckerey zu Meintz / von einem genañt Hans
Faust / hat zwey jar dran zugericht / mit hülff seines Eydens Peter Schäfers von Gärenßheim / dem
er seine eynige Tochter Christinam zu der Ehe gab. Die zween haben diese Kunst lang geheim ge=
halten / niemands zusehen lassen / haben alle Gesellen und Knecht zu solcher Arbeit unnd Kunst nottürfftig
ein Eyd müssen schweren / daß sie es niemand offenbaren noch lehren wölten / Doch uber zehen Jahr habe jetzt=
genanntes Fausten und Schäfers Diener diese Kunst geoffenbaret / unnd offentlich herfür an das Liecht ge=
bracht / Hans Gutenberg von Straßburg in Teutschland / seine Landsleut / Ulrich Han und Sixt Reiß /
habens in Welschland und gen Rom am ersten bracht / ist zu unsern Zeiten so gemein worden / daß niergend
ein Winckel ist / man druckt Lateinsch / Griechisch und Hebraisch darinn / Seyn die Bücher gantz wolfeil
worden. Es druckt einer ein tag mehr / denn einer ein gantz jar möcht schreiben. Peter Schäfer / obgenann=
tes Faustens / Erfinders dieser Kunst Enckel / druckt jetzt zu Meintz und zu Straßburg / Wo die Kunst nit
erfunden wer worden / weren die alten Buuml;cher alle verloren worden / man will in den Stifften und Klöstern
nicht mehr schreiben / die haben vorzeiten die Bücher geschrieben / die Schul aufgehalten.

Übersetzung

Im oben erwähnten Jahr [1450] wurde auch die Druckerei in Mainz erfunden, von einem gewissen Hans Faust. Er hat zwei Jahre damit verbracht, mithilfe seines Gefährten Peter Schäfer aus Gärenßheim, dem er seine eigene Tochter Christina zur Ehe gab. Die zwei haben diese Kunst lange geheim gehalten, niemand durfte zusehen, und haben allen Gesellen und Knechten zu solcher Arbeit und Kunst einen Eid schwören lassen, dass sie es niemanden verraten oder lehren durften. Doch nach zehn Jahren hat der Diener des oben erwähnten Schäfer diese Kunst offenbart und öffentlich ans Licht gebracht, Hans Gutenberg aus Straßburg in Deutschland. Seine Landsleute Ulrich Han und Sixt Reiß brachten sie als erstes ins Welschland und nach Rom, so wurde sie zu unseren Zeiten so bekannt, dass nirgendwo ein Ort ist, in dem man sie nicht kennt. Man druckt Lateinisch, Griechisch und Hebräisch. Dadurch wurden die Bücher erschwinglich. Während einer ein Buch an einem Tag druckt, brächte ein anderer ein ganzes Jahr, um sie zu schreiben. Peter Schäfer, der Enkel des oben genannten Faust, dem Erfinder dieser Kunst, druckt jetzt in Mainz und Straßburg. Diese Kunst wäre nicht erfunden worden, wenn die alten Bücher nicht verloren gegangen worden wären. Man will in den Stiften und Klöstern nicht mehr schreiben. Dort wurden zuvor die Bücher geschrieben, die die Schule aufhielten.

Autor

Aventinus, Johannes (i.e. Turmair, Johann Georg)

Referenz

Aventinus, Johannes (i.e. Turmair, Johann Georg): Johannis Auentini Des Hochgelerten weitberümbten Beyerischen Geschichtschreibers Chronica (1580), p. 422r

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